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Istituto per la storia del Risorgimento italiano

Virtual Library: Italian History Index

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Erstanlage/prima edizione: 25.10.2003,
Stand/ultimo aggiornamento: 01.01.2016

Tagungsbericht 1 / Resoconto 1:

„Risorgimento – ein mittel- und südeuropäisches Phänomen?“
Ein Bericht von Werner Daum

Veranstalter:Archiv des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung (Gummersbach) /
Fondazione Spadolini Nuova Antologia (Firenze)
Ort: Theodor-Heuss-Akademie, Gummersbach
Datum:17.-19. Oktober 2003
Tagungsband:„Jahrbuch zur Liberalismusforschung“

Übersicht über die Berichte und Rezensionen / Sommario dei resoconti e delle recensioni

<1>
War das „Risorgimento“, also der als „Wiedererstehung“ bezeichnete Prozess der liberalen Nationsbildung Italiens, ein mittel- und südeuropäisches Phänomen? Zur Erörterung dieser für die komparatistische Nationenforschung des 19. Jahrhunderts sicherlich interessanten Fragestellung fanden Wissenschaftler aus Italien, Österreich und Deutschland vom 17. bis 19. Oktober 2003 unter dem Dach der Theodor-Heuss-Akademie in Gummersbach zusammen. Inmitten der herbstlichen Farbenpracht des Oberbergischen Landes fühlten 12 Referenten und ein interessiertes Publikum dem Zusammenhang von Liberalismus und Nationsbildung in Italien, Deutschland, Österreich und der Schweiz auf den Zahn. Zur Tagung hatten das „Archiv des Liberalismus“ der Friedrich-Naumann-Stiftung (Gummersbach) und die „Fondazione Spadolini Nuova Antologia“ (Firenze) geladen. Als Gastgeber und Organisatoren der Veranstaltung traten Dr. Monika Faßbender, die Leiterin des genannten Archivs, und Dr. Jürgen Frölich auf. Die Stiftung des italienischen Historikers, Politikers und Journalisten Giovanni Spadolini (1925-1994) war in der Person Donata Spadolinis und des Stiftungsvorsitzenden Prof. Dr. Cosimo Ceccuti vertreten.


Programm der Tagung

<2>
Die in drei Themenabschnitte gegliederte Tagung setzte sich zunächst mit dem „italienischen und deutschen ‚Risorgimento‘ im 19. Jahrhundert“ auseinander. Unter der Moderation von Prof. Dr. Joachim Scholtyseck (Bonn) referierten Prof. Dr. Dieter Hein (Frankfurt), Prof. Dr. Cosimo Ceccuti (Firenze) und Prof. Dr. Luigi Lotti (Firenze, Roma) über „Die Nation – eine Erfindung der Liberalen?“. Dann wurden „Liberalismus und Staatsbildung in Deutschland und Italien“, unter der Moderation von Prof. Dr. Hartmut Ullrich (Kassel), durch die Vorträge von Prof. Dr. Christian Jansen (Bochum), Prof. Dr. Sandro Rogari (Firenze), Dr. Wolther von Kieseritzky (Berlin) und Prof. Dr. Marco Sagrestani (Firenze) behandelt. Der zweite Themenabschnitt eröffnete einen komparatistischen „Ausblick auf die Zwischenländer“, durch den Dr. Hans-Georg Fleck (Zagreb) leitete. Hier sprachen Dr. Barbara Weinmann (Berlin) über die Schweiz und Prof. Dr. Lothar Höbelt (Wien) über den österreichischen Fall. Das dritte und abschließende Segment „Zur Rezeption der ‚Risorgimento-Bewegung‘“, das unter der Moderation von Dr. Monika Faßbender (Gummersbach) stand, gestalteten die Referenten Dr. Jörn Leonhard (München), Dr. Patrick Ostermann (Dresden), Prof. Dr. Cosimo Ceccuti (Firenze) und Dr. Jürgen Frölich (Gummersbach).

<3>
Einem systematischen Zugriff folgend lassen sich die Einzelbeiträge der Tagung vier thematischen Grundzüge zuordnen:
–  Liberale Konstruktion einer historischen Kontinuität
–  Nationale, regionale und lokale Handlungs- und Organisationsebenen der Liberalismen
–  Liberale Exklusion nach innen und außen
–  Rezeption der Liberalismen


Liberale Konstruktion einer historischen Kontinuität

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Was wurde nun eigentlich im 19. Jahrhundert wiedergeboren, „che cosa risorgeva nell'ottocento?“, hinterfragte Prof. Dr. Cosimo Ceccuti (Firenze) den Tagungstitel gleich am Eröffnungsabend. Ceccutis Ausführungen über „Die Anfänge des italienischen Nationalrisorgimento in den politisch-kulturellen Strömungen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ riefen die italienische Nationsbildung als Konstituierung einer Sprach- und Kulturgemeinschaft in Erinnerung, die der eigentlichen Nationalstaatsbildung weit vorausgegangen sei. Im „Verhältnis von Liberalismus und Ausbildung einer nationalen Identität in Deutschland“ konstatierte Prof. Dr. Dieter Hein (Frankfurt) eine kausale Verknüpfung zwischen liberalem Partikularismus und Nationalismus: In den deutschen Staaten der Restauration und des Vormärz habe sich die gemeindlich-genossenschaftliche Bewegung in ihrem Kampf gegen den monarchischen Obrigkeitsstaat der nationalen Idee soweit angenähert, um die Nation als „Reichsgemeinde“ (Bassermann) zu konstruieren.

<5>
In der überkommenen kommunalen Freiheits- und Autonomietradition erkannte auch Dr. Barbara Weinmann (Berlin) den entscheidenden Anknüpfungspunkt für die Konstruktion einer historischen Kontinuität, die dem Verhältnis von „Liberalismus und Schweizer Identität“ zugrunde gelegen habe. Der Erfolg der liberalen „Regeneration“ in den Kantonen und der Eidgenossenschaft, die sich 1848 zum liberalen Bundesstaat konstituierte, verdankte sich demnach der „Anschlussfähigkeit“ der dortigen liberalen Bewegungen an die sogenannte kommunalistische Autonomietradition. Gleichwohl habe diese Anknüpfung bereits in den 1860er Jahren zum direktdemokratischen Umbau des liberalen Staatsmodells geführt. Mit Seitenblick auf Deutschland, wo die Anbindung an die alte Reichsidee einen „föderativen Nationalismus“ (Dieter Langewiesche) ermöglichte, und auf die risorgimentale Konstruktion der „Wiedererstehung“ eines geeinten Italien zog Weinmann für die Schweizer „Regeneration“ folgenden Schluss: Hier habe nicht die Frage des Territoriums, sondern die Legitimierung der modernen Staatsbürgergesellschaft als vermeintliche „Wiederherstellung“ einer älteren Ordnung im Mittelpunkt der Konstruktion von historischer Kontinuität gestanden.


Nationale, regionale und lokale Handlungs- und
Organisationsebenen der Liberalismen

<6>
Die Diskussion liberaler historischer Konstruktionsleistungen implizierte in allen Fällen die Kennzeichnung des Liberalismus als Kollektivsingular, der sich auf den unterschiedlichen Ebenen der Nation, Region und Gemeinde jeweils Organisationsstrukturen mit unterschiedlicher Handlungsfähigkeit schuf. Für den italienischen Fall beschrieb Prof. Dr. Sandro Rogari (Firenze) die „Modelle zur Repräsentation des Landbesitzes im 19. Jahrhundert“. In seinen Ausführungen zur Beziehung zwischen liberaler politischer Führungsschicht und – vornehmlich agrarischer – Bürgergesellschaft zeigte er das politische Organisationsdefizit der liberalen Bewegung Italiens aus dem Blickwinkel ihrer ländlichen Basis auf. Die daraus resultierende verzögerte „Autonomisierung“ der Bürgergesellschaft gegenüber der politischen Führungsschicht und dem Staat begründete Rogari mit dem politischen System Italiens, dessen Regierungen im Zuge der faktischen Parlamentarisierung von gesellschaftlichen Mehrheiten abhängig waren.

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Diese Überlegungen führten unter der Moderation Prof. Dr. Hartmut Ullrichs (Kassel) zur Erörterung der spezifisch italienischen Konsenspraxis des Transformismus, deren Entstehung sicherlich mit dem Fehlen einer modernen liberalen Parteiorganisation im Zusammenhang stand. Ullrich machte jedoch deutlich, dass der „trasformismo“ sich nicht etwa mit dem progressiv-liberalen Reformbündnis des piemontesischen Ministerpräsidenten Cavour der frühen 1850er Jahre, sondern erst sehr viel später zum permanenten politischen System des Machterhalts im liberalen Italien entwickelt habe.

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In Hinsicht auf die für den italienischen Fall diskutierten politischen Organisations- und Repräsentationsstrukturen des Liberalismus sind die Unterschiede gegenüber Deutschland sicherlich augenfällig. Dr. Wolther von Kieseritzky (Berlin) betonte in seinem Vortrag zum „Anteil der Liberalen an der inneren Ausstattung des Nationalstaates in Deutschland und Italien“ die Vielgestaltigkeit des Liberalismus im deutschen Kaiserreich. Kennzeichnend sei zum einen die Kompatibilität von nationalen, regionalen und kommunalen Identitäten; zum zweiten ein entsprechendes Netzwerk formeller und informeller Kommunikation, das die politische Handlungsfähigkeit der liberalen Bewegung im lokalen, regionalen und nationalen Rahmen gewährleistet habe.

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In dieser Hinsicht wäre es sicherlich lohnend, auch die Kommunikationspraktiken des italienischen Repräsentationssystems zu hinterfragen. Dieses zeigte nämlich auch nach der Wahlrechtserweiterung von 1882 keine substanzielle Veränderung, wie Prof. Dr. Marco Sagrestani (Firenze) in seinen Ausführungen über „Partizipation und parlamentarische Repräsentation in den ersten beiden Dekaden nach der Einheit Italiens“ aufzeigte. Er konstatierte einen engen Zusammenhang zwischen dem Problem der Zentrum-Peripherie-Beziehungen und der Wahlrechtsfrage, so dass die Beschränkung oder Erweiterung der politischen Repräsentationsbasis in Italien von den Machterhaltungsstrategien abhingen, mit denen die liberale Führungsschicht ihre lokalen und nationalen Interessen austarierte. Mangels einer übergreifenden nationalen Parteiorganisation vollzog sich dieser Ausgleich über eine Vielzahl lokal oder regional orientierter politischer Klubs.

<10>
In den Diskussionen wurden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der nationalen Reichsgründungen in Deutschland und Italien betont, wo jeweils föderative Konzepte einer kompromisslosen „Piemontesierung“, aber auch preußischer Autoritarismus dem piemontesischen Konstitutionalismus gegenüberstanden. Festzuhalten blieben für beide Fälle die bis zur Gründung des nationalen Einheitsstaates nachweisbaren starken föderativen Nationalvorstellungen, aufgrund derer der ausgeprägte regionalistische Hintergrund des italienischen Liberalismus (in seiner spezifischen Form des „Moderatismo“) und der liberale Partikularismus in den deutschen Einzelstaaten sich durchaus mit der Nationsidee verbinden konnten.


Liberale Exklusion nach innen und außen

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Die Erörterung unterschiedlicher Handlungs- und Organisationsebenen der Liberalismen berührte bereits die Frage nach den Inklusions- und Exklusionsmechanismen, von denen der Liberalismus im Zuge seiner Nationalisierung gekennzeichnet war. Ein weiterer Themenstrang der Tagung betraf daher den Umgang der liberalen Bewegungen mit den Nationen, Ethnien und Konfessionsgemeinschaften, gegenüber denen sie sich im Innern wie nach außen abzugrenzen suchten. In diesem Zusammenhang führte Prof. Dr. Luigi Lotti (Firenze, Roma) in seinem Vortrag über „Die liberale Bewegung in den Einzelstaaten des italienischen Ancien Régime“ die politische Nationsbildung Italiens auf die habsburgische Fremdherrschaft zurück, deren repressive Erfahrung im Zuge der italienischen Revolutionen von 1820/21 und 1831 den Ausschlag für die Nationalisierung der liberalen Bewegung gegeben habe, da sie sich nun mit ihren Verfassungsbestrebungen in prinzipieller Gegnerschaft zu den Ordnungsvorstellungen Österreichs erkannte.

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Für den deutschsprachigen Raum betonte zunächst Prof. Dr. Christian Jansen (Bochum) in seinem ausführlichen Referat über den „Anteil der Liberalen an der Gründung des deutschen Kaiserreiches“ die aggressiven Kennzeichen eines liberalen Nationalismus, dessen Bellizismus die Bismarcksche Reichseinigung vorbereitet habe. Prof. Dr. Lothar Höbelt (Wien) machte in seinem Vortrag über „Die Liberalen im Habsburger Staat und die ‚österreichische Nation‘“ ein vielschichtiges Kaleidoskop ethnisch-nationaler Konfliktzonen im Vielvölkerstaat auf: Der Liberalismus rieb sich dort nicht nur an seinem vornehmlichen inneren Gegner, dem politischen Katholizismus, sondern erhob die slawische Welt zu seinem äußeren Feindbild, woraus sich die inneren Konflikte mit der tschechischen Minderheit schürten. Die aus diesen Exklusionstendenzen entstehende „Kultur der Verachtung“ habe jedoch umgekehrt in der Habsburgermonarchie die Ausbildung jenes Untertanengeistes verhindert, der für das deutsche Kaiserreich so trefflich von Heinrich Mann beschrieben worden war.

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Diese Schlussfolgerung gibt Anlass zu einem ergänzenden Rekurs auf den bereits erwähnten Vortrag Kieseritzkys, der die Exklusivität der deutschen Nationsbildung aus einem „Homogenitätsprinzip“ des deutschen Liberalismus abgeleitet wissen wollte: Dessen Druck auf partikulare Interessengruppen wie Katholiken, Arbeiterschaft und Juden habe aber mit gegenteiliger Wirkung die Ausbildung verschiedener Milieus im Kaiserreich noch bestärkt. Es stellt sich somit die Frage nach dem Zusammenhang von Exklusion und Milieubildung auch in der Habsburgermonarchie, wo anstelle des Prinzips der Homogenität doch eher das der Abgrenzung tragend zu sein schien, wie Höbelt auch mit Hinweis auf die antisemitische Abschottung gegenüber den als gesonderte ‚Nation‘ definierten Juden nahelegte. Auch bleibt besonders für Italien die Bedeutung der katholischen Systemopposition gegenüber dem laizistischen Nationalstaat zu hinterfragen, die sich für lange Jahrzehnte in der „Opera dei congressi“ abschottete.

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Eine überhebliche, exklusive Positionierung nach außen kennzeichnete „Die internationale Debatte über das italienische Risorgimento im Umfeld des Ersten Weltkrieges“, über die Dr. Patrick Ostermann (Dresden) referierte. Während man in Italien an einer Kontinuität der nationalliberalen Epoche festhielt, um den Ersten Weltkrieg zur „quarta guerra del Risorgimento“, zum „vierten Krieg des Risorgimento“, zu verklären, sei jener Mythos in anderen Ländern völlig anders bewertet worden. Die Ambivalenz der Beurteilung sei der Integration des Risorgimento-Mythos in die jeweilige bündnisabhängige Propaganda geschuldet gewesen, so dass der propagandistischen Schönfärberei etwa auf britischer und amerikanischer Seite eine überhebliche Kritik in Deutschland gegenüberstand, in der sich der traditionelle deutsche Exklusivitätsanspruch gegenüber Italien abermals Ausdruck verschaffte.


Rezeption der Liberalismen

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Der Beitrag Ostermanns verwies auf die wechselseitige Auseinandersetzung und Einflussnahme zwischen den national-liberalen Bewegungen der betrachteten Länder, die einen weiteren thematischen Grundzug der Tagung bildeten. Dr. Jörn Leonhard (München) untersuchte mit seinem „Blick von außen: Die transalpine Aufnahme des italienischen Risorgimento in Deutschland seit 1859“ die Ausstrahlungskraft der italienischen Nationalstaatsgründung auf die nationale Bewegung in den deutschen Ländern. Vor dem Erfahrungshintergrund der Revolutionen von 1848 als „Kommunikationsereignis“ und europäisches Phänomen sei der italienische Einigungskrieg von 1859/60 als neuartiger Nationalkrieg und epochaler Umbruch gedeutet worden. In diesem Sinne habe sich das italienische Risorgimento in der deutschen Wahrnehmung als Projektionsfläche für die eigenen national-liberalen Bestrebungen angeboten, deren Bedeutung jedoch immer höher als die der Ereignisse jenseits der Alpen gewesen sei. Leonhard kam daher zu dem Schluss, dass das Risorgimento von den deutschen Liberalen nicht zum Modell der Nationalstaatsbildung erhoben wurde: Es habe vielmehr als Katalysator für die Intensivierung der eigenen nationalpolitischen Bestrebungen gedient, die unter Anknüpfung an die Revolutionsziele von 1848 aus eigener Kraft, d.h. ohne Anlehnung an eine äußere Macht, zu realisieren seien.

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Explizit geschichtswissenschaftliche Rezeptionsleistungen waren das Thema der beiden abschließenden Vorträge. Prof. Dr. Cosimo Ceccuti (Firenze) würdigte in seinen Ausführungen zu „Giovanni Spadolini und der italienische Risorgimento“ das historiographische Werk des italienischen Politikers. Spadolini habe in der unmittelbaren Nachkriegszeit mit einer neuen Methodik, welche die Mehrdeutigkeit historischer Gegenstände, ihre „Vibrationen und Rhythmen“ zu erfassen suchte, die Risorgimento-Forschung wesentlich erneuert. Im Zuge der Begründung der „Storia contemporanea“ als neuer Disziplin der italienischen Geschichtswissenschaften sei er schließlich an der Einordnung des Risorgimento in den Zusammenhang der europäischen Geschichte entscheidend beteiligt gewesen. Der Methoden- und Rezeptionswandel der deutschen Geschichtswissenschaften wurde von Dr. Jürgen Frölich (Gummersbach) in seinem Vortrag über „Die national-liberale Bewegung in Deutschland in der Historiographie“ thematisiert. Der Referent eröffnete dabei einen Panoramablick auf die deutsche Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts, der von Heinrich von Sybels „Begründung des Deutschen Reiches“ bis zu Hans-Ulrich Wehlers drittem Band der „Deutschen Gesellschaftsgeschichte“ reichte.


Fazit und Ausblick

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Die unterschiedlichen historiographischen Deutungspositionen dieser Vertreter der deutschen (National-)Geschichtsschreibung verweisen einmal mehr auf die Konstruktionsleistung, die jede Rede über historische Kontinuität zur Grundlage hat. Explizite Berücksichtigung fand dieser Umstand etwa in den Beiträgen von Weinmann, Hein und Ceccuti. Eine tiefere Erörterung würde sicherlich die von Weinmann aufgeworfene Frage nach einer der Schweizer „Regeneration“ zugrunde liegenden kommunalistischen Traditionsanbindung im italienischen „Risorgimento“ verdienen, die eng mit dem italienischen Föderalismusproblem zusammenzuhängen scheint. Auch wenn die Vollendung des italienischen Risorgimento in Deutschland und in den Alpenländern keine Nachahmung fand, fordert der italienische Nationalmythos in seiner Eigenschaft als historische Konstruktion doch zu einem Vergleich mit anderen nationalen Traditionsbildungen geradezu heraus.

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Die Tagung hat zu einem komparatistischen Verständnis des Zusammenwirkens von Liberalismus und Nationalismus beigetragen, das es sicherlich zu vertiefen gilt. Weiterführende Erkenntnisse über den Zusammenhang von Liberalismus, Nations- und Traditionsbildung sind daher von den Nachfolgetagungen zu erwarten, die beide veranstaltende Stiftungen in Aussicht gestellt haben. Die Publikation der Tagungsbeiträge im „Jahrbuch zur Liberalismusforschung“ dokumentiert den facettenreichen wissenschaftlichen Austausch auf dieser internationalen Konferenz.



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Übersicht über die Berichte und Rezensionen /
Sommario dei resoconti e delle recensioni

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Werner Daum, Tagungsbericht über „Risorgimento – ein mittel- und südeuropäisches Phänomen?“,
in: www.risorgimento.info/besprechungen1a.htm
Erstanlage / prima edizione: 25.10.2003,
Stand / ultimo aggiornamento: 01.01.2016
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